Diskussion um Migration und psychische kranke Menschen erwartet

aerzteblatt.de vom 28.01.2025 :

„Berlin – Die Migrationsdebatte ist nach der Messerattacke eines psychisch kranken Flüchtlings aus Afghanistan mit zwei Toten in Aschaffenburg deutlich intensiver geworden. Aufgeheizt war sie bereits nach dem Amoklauf in Magedeburg. Wie also künftig umgehen mit Menschen, die auch durch ihre Fluchterfahrungen psychisch krank geworden sind?

Nach Einschätzung des Dachverbandes der Psychosozialen Zentren werden viele geflüchtete Menschen erst in Deutschland richtig krank. Sie befänden sich auf der Flucht in einem Überlebensmodus und müssten dann trau­matische Erfahrungen erst mal verkraften, erklärte der Experte für Traumaarbeit und psychosoziale Versorgung des Verbands, Leo Teigler, in einem Interview der Berliner taz. Erst im Ankunftsland würden Betroffene dann Symptome ausbilden.

Nach Teiglers Angaben gibt es bundesweit 51 psychosoziale Zentren. 2022 seien dort rund 26.000 Flüchtlinge versorgt worden. Studien zeigten aber, dass rund 30 Prozent der geflüchteten Menschen unter einer posttrau­matischen Belastungsstörung litten. Die Regelversorgung für diese Gruppe sei schlecht, so Teigler. 2022 kamen rund 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland. Bei einem Großteil von ihnen handelte es sich um Flüchtlinge aus der Ukraine.

Zugleich lehnte Teigler den Vorschlag ab, Register für psychisch kranke Menschen einzuführen. Das erinnere ihn an die NS-Zeit. Aus fachlicher und politischer Perspektive sei das menschenverachtend. Menschen, die Gewalt erlebt hätten und eine gute Versorgung bekämen, seien überhaupt kein Risiko für irgendjemanden. Dass dies suggeriert werde, zusätzlich zu der Gewalt, der Menschen ausgesetzt seien, mache sprachlos.“

weiterlesen auf aerzteblatt.de